Bregenzer Festspiele

Die Bregenzer Festspiele sind nach den Salzburgern die wichtigsten dieser Art in Österreich. Auf Grund der Lage im Vierländereck Deutschland, Schweiz, Österreich und Liechtenstein direkt am Bodensee wurden die Festspiele schnell international bekannt und ziehen jährlich mehrere Tausend Besucher an. Außerdem bietet die Seebühne verbunden mit dem Alpenpanorama eine einzigartige Kulisse. Da es sich um eine Freilichtbühne handelt finden die Festspiele in den Sommermonaten Juli und August statt.

Erstmals fanden die Bregenzer Festspiele 1946 statt. Ein Jahr nach dem Zweiten Weltkrieg waren die finanziellen Möglichkeiten sehr gering. Da Bregenz auch über kein Theaterhaus verfügte, wurden kurzerhand zwei Kieskähne, einer für das Orchester, der zweite für die Bühnenbauten, in Ufernähe positioniert, auf denen schließlich  Mozarts „Bastien et Bastienne“ aufgeführt wurde. Für den Orchesterpart wurden die Wiener Symphoniker engagiert, die bis heute großen Einfluss auf den Erfolg der Festspiele haben. Bereits im ersten Jahr verfolgten Zuschauer aus Österreich, Deutschland, der Schweiz und Frankreich das Spektakel am Bodensee.

Bereits drei Jahre nach der ersten Aufführung wurde die „Bregenzer Festspielgemeinde“ ins Leben gerufen. Dieser Verein aus musikliebenden Bregenzern fungierte als Festspielveranstalter und war auch dafür verantwortlich, dass die Bregenzer Festspiele 1950 ihre erste befestige Bühne bekamen. Außerdem wurde ein Zuschauerraum für bis zu 6500 Besucher geschaffen. Die Regisseure und Bühnenbildner sahen es auch stets als Aufgabe den See nicht nur als Kulisse zu benutzen, sondern ihn als „Requisit“ in die Aufführungen zu integrieren.

Auf der Seebühne wurden immer bekannte Opern aufgeführt. Daneben stehen aber auch Theateraufführungen, Orchesterkonzerte und seit 2001 in Kooperation mit dem Kunsthaus Bregenz, Ausstellungen auf dem Programm. Im Jahr 1955 wurde mit der Eröffnung des „Kornmarkttheaters“ das Schauspiel ein wichtiger Bestandteil der Festspiele. Im Rahmen von Gastspielen gaben sich hier unter anderem das „Wiener Burgtheater“ und das Hamburger „Thalia Theater“ die Ehre.

Einen großen Aufschwung erlebten die Bregenzer Festspiele 1979 und 1980. Zunächst wurde die Seebühne grundlegend erneuert und erweitert. Das Fundament bildet nun ein Betonkern, in dem sich die wichtigste Infrastruktur und der Orchestergraben befindet. 1980 wurde schließlich das mit der Seebühne verbundene Festspielhaus eröffnet.. Mit 1700 Plätzen bietet es zum einen eine Ausweichmöglichkeit für das „Spiel auf dem See“ bei schlechtem Wetter, zum anderen ein geeignetes Konzerthaus für Bregenz außerhalb der Festspielzeit.

1985 kam eine weitere grundlegende Neuerung hinzu. Die Aufführungen auf der Seebühne wurden ab sofort zwei Sommer lang gespielt. Deshalb wurden die Bühnenaufbauten stabiler, größer und monumentaler, was zur Einzigartigkeit und Besonderheit der Seebühnenatmosphäre beitrug.

Dieser Entwicklung wirkte ab 1988 die Dramaturgie des Festspielhauses entgegen und setzte vermehrt Opernraritäten aufs Programm. Wenig beachtete Opern sollen so zurück auf die Bühne finden und den Ruf der Bregenzer Festspiele als innovative Veranstaltung festigen.

1997 kam mit der Werkstattbühne ein weiterer Veranstaltungsort hinzu, sodass nun mit den Schauplätzen Seebühne und Festspielhaus insgesamt 12.000 Zuschauer untergebracht werden können. Des Weiteren fungiert die neue Bühne auch als Probenbühne für die Zeit zwischen den Festspielen.

 

Die Bregenzer Festspiele setzten sich mit dem Programm „cross culture“ zum Ziel, auch Jugendliche für die Kunst zu begeistern und erhielten dafür 1998 sogar den Österreichischen Staatspreis für Public Relations. Daneben sollte auch ein Publikum erreicht werden, welchem der Zugang zur klassischen Oper eher schwerfällt. So war es eine logische Konsequenz, dass ein Musical auf die Seebühne kam. Mit Leonard Bernsteins West-Side-Story wurde in der Spielzeit 2003/2004 eines der bekanntesten und erfolgreichsten Musicals zur Aufführung gebracht.

 

 

2008 tat die Seebühne einen weiteren großen Schritt. Nicht nur, weil das ZDF die Seebühne für seine Berichterstattung der Europameisterschaft nutzte, sondern auch weil die „Tosca“ - Kulisse – das berühmte Auge – für eine Szene des James Bond Films „Ein Quantum Trost“ genutzt wurde. Im selben Jahr fuhr die Jugendreihe „cross culture“  Besucherrekorde ein und auch die Theaterproduktionen waren weitestgehend ausverkauft. Giacomo Puccinis Opernthriller „Tosca“ hat 140.128 Besucher zur Seebühne gelockt und wurde somit zur erfolgreichsten Opernwiederaufnahme seit zehn Jahren.

Textfeld:  Abbildung 4: Aida 2009/2010 - Guiseppe Verdi

 

In der Spielzeit 2009/2010 steht neben Verdis Oper „Aida“ - einem Auftragswerk zur Eröffnung des Suezkanals – ein Weinberg Symposium auf dem Programm, in dessen Rahmen unter anderem die Oper „Das Portrait“ des russischen Komponisten uraufgeführt wird. Das komplette Programm für die kommende Saison und viele weitere Informationen können unter www.bregenzerfestspiele.com nachgelesen werden.

Die Finanzierung der Bregenzer Festspiele wurde seit Beginn an stark durch privates Engagement und private Gelder bewältigt. Auch heute werden die Festspiele zu großen Teile durch Spenden und Förderbeiträge finanziert. Der Verein „Freunde der Bregenzer Festspiele“, der sich genau darum kümmert, hat rund 1300Mitglieder aus dem In- und Ausland. Des Weiteren setzen sich auch finanzkräftige Unternehmen als Sponsoren für die Festspiele ein.

Die 28.000 Einwohner Stadt Bregenz zieht auch jenseits der Festspiele zahlreiche Sport- und Kulturtouristen an. Der Bodensee sowie der 1.064 Meter hohe Pfänder bieten zahlreiche Möglichkeiten, sich sportlich zu betätigen. Doch auch Kunst- und Kulturliebhaber, Shoppingbegeisterte, Feinschmecker und Nachtschwärmer kommen hier voll auf ihre Kosten. Für mehr Informationen lohnt sich ein Blick auf die Website der Stadt, www.bregenz.at.

Autor: Thomas Uptmoor